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Katalog-61

61. Gutowski-Auktion - Historische Wertpapiere für Sammler, Kunstliebhaber, Historiker, Heimatforscher und Kapitalanleger

Nr. 81 Schätzpreis: 2.000,00 EUR Startpreis: 600,00 EUR Bau-Gesellschaft für Eisenbahn- Unternehmungen CGaA F. Plessner & Comp. Antheil-Schein 200 Thaler, Nr. 15225 Berlin, 24.11.1872 EF/VF (R 10) Gegründet am 20.3.1870 mit einem Kapital von 0,75 Mio. Taler. Das Aktienkapital stieg bis auf 4,5 Mio. Taler (1872). Am Beispiel dieser Gesell- schaft werden die Auswüchse der Gründerzeit besonders deutlich. In Erwartung eines ungemei- nen Wirtschaftsaufschwunges nach den Reparati- onszahlungen aus Frankreich und begünstigt durch das gerade in Kraft getretene Aktiengesetz schossen die Aktiengesellschaften 1871/72 wie Pilze aus dem Boden. In einem Jahr wurden mehr AG’s gegründet als bis dahin in Summe - mit lan- desherrlichem Privileg - überhaupt bestanden hat- ten. Das Vorgehensmuster war überall ziemlich gleich: die Initiatoren kauften, oft schon zu über- höhtem Preis, einem Fabrikbesitzer sein Unter- nehmen ab. Es flossen Provisionen in alle Rich- tungen und schließlich bürdete man die ohnehin schon zu teuer gekauften Fabrikanlagen zu nochmals verdoppeltem oder verdreifachtem Preis einer dafür gegründeten AG auf. Nun stri- chen die Banken noch große Kommissionen für die Platzierung ein, ehe das Publikum die Aktien endlich zeichnen “durfte”. Meist jedoch erst, nachdem der Kurs nach der offiziellen Einführung noch einmal kräftig über pari hinaufmanipuliert worden war. Auf dem Höhepunkt dieses Schwin- dels wurde sich nicht mehr die Mühe gemacht, überhaupt noch reelle, bestehende Unternehmen als Basis einer AG-Gründung zu nehmen: phanta- stische Ideen über das, was man zu unternehmen gedenke, reichten völlig aus, um dem genauso profitgierigen (nur dümmeren) Anlegerpublikum das Geld aus der Tasche zu ziehen. Genau das war der Fall bei der Bau-Gesellschaft für Eisenbahn- Unternehmungen: ein Kapital von 4 1/2 Mio. Tha- lern floss nur für Versprechungen. Kühne Ankün- digungen und (aufgrund gefälschter Bilanzen) aus der Substanz gezahlte Dividenden von 14% ließen den Kurs bis auf 180% steigen. Statt eines großar- tigen Aufschwungs kam schon 1875 der Bankrott. Das war natürlich nur möglich, weil die Anleger der Zugkraft bekannter Namen vertrauten, und hier wird die Sache pikant bis anrüchig: Initiato- ren der Gesellschaft waren nämlich allen voran August J. A. Borsig, Paul Mendelssohn-Bartholdy und Adalbert Delbrück - eine “feine” Gesellschaft, durch die die Aktionäre 8 Mio. Thaler und die Gläubiger weitere 5 Mio. Thaler verloren. Sehr dekorativer Druck von G&D. Stilisierte florale Zier- umrandung mit Vignette, die eine Eisenbahnszene zeigt. Mit Originalunterschrit von August J. A. Borsig. 1836 gründete der gerade 32-jährige August Borsig an der Chausseestraße beim Orani- enburger Tor in Berlin seine Maschinenfabrik, 1840 wurde dort die erste Lokomotive fertigge- stellt. Am 21.7.1840 trat sie auf der Strecke Berlin- Jüterbog gegen eine Stephensonsche Lokomitive zum Wettrennen an und gewann mit 10 min. Vor- sprung. Damit begründete Borsig seinen legen- dären Ruf als Lokomotivbauer; keine 10 Jahre spä- ter beschäftigte seine Fabrik bereits 1.200 Arbei- ter. 1854 wurde die 500. Lokomotive fertiggestellt. Borsig war nun deutscher Marktführer und Fast- Monopollieferant der Preußischen Staatsbahnen, im Jubiläumsjahr kamen bis auf eine alle der 68 neu in Dienst gestellten preußischen Lokomotiven aus seiner Fabrik. Doch den Triumph konnte August Borsig nur noch wenige Wochen ausko- sten: Er starb am 6.7.1854. Sein Nachfolger wurde sein Sohn August Julius Albert Borsig. Dieser konnte bereits 1858 in Gegenwart prominenter Gäste wie Alexander von Humboldt in einem großen Festumzug durch Berlin die 1.000ste Loko- motive abliefern. 1866 erwarb August J. A. Borsig den Gutshof Groß Behnitz, der später unter sei- nem Enkel Ernst von Borsig jun. im Widerstand ein Treffpunkt des Kreisauer Kreises war. 1872, in dem Jahr, als er dieses Wertpapier unterzeichne- te, war August A. J. Borsig der größte Lokomoti- vfabrikant in ganz Europa, seine Fabrik beschäf- tigte jetzt über 6.000 Menschen. Mit seinem frühen Tod 1878 endete das erfolgreichste Kapitel der Borsig’schen Firmengeschichte. Dem ersten Verwaltungsrat, der sich aus Mitgliedern des Gründungskomitees zusammensetzte, gehörten u.a. Paul Mendelssohn-Bartholdy, Albert Borsig, Eduard Koch, Jacob Löb Eltzbacher, Adelbert Del- brück, Julius Alexander, John Simson, Carl David Schultze. Die Gesellschaft baute u.a. die folgenden Eisenbahnstrecken: 1870 Altenburg–Zeitz (Auf- traggeber: Altenburg-Zeitzer Eisenbahngesell- schaft, Fertigstellung im Mai 1872, 1896 vom Köni- greich Sachsen übernommen); 1871 Kohlfurt–Fal- kenberg (Auftraggeber: Oberlausitzer Eisenbahn- Gesellschaft, Inbetriebnahme am 1.6.1874, am 1.5.1887 vom Königreich Preußen übernommen); 1871 Münster-Enschede (Auftraggeber: Münster- Enscheder Eisenbahn-Gesellschaft, Fertigstellung der Strecke durch die Königlich-Westfälische Eisenbahn-Gesellschaft, Inbetriebnahme am 30. September 1875); 1872 Angermünde-Schwedt (Auftraggeber: Angermünde-Schwedter Eisen- bahn-Gesellschaft, Inbetriebnahme am 15.12.1873, am 1.2.1880 vom Königreich Preußen übernom- men); 1872 Wolfsgefährth–Weischlitz (“Gera-Plau- en”) (Auftraggeber: Sächsisch-Thüringische Eisen- bahngesellschaft Fertigstellung der Strecke in Eigenleistung der Gesellschaft, Inbetriebnahme 15 Auktionshaus Gutowski • 61. Auktion Historischer Wertpapiere am 25.1.2016 Nr. 81 Unternehmungen: ein Kapital von 41/2 Mio. Tha-

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