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63. Gutowski-Auktion

Historische Wertpapiere: Nonvaleurs für Sammler und Kapitalanleger

Nr. 266 Schätzpreis: 100,00 EUR Startpreis: 35,00 EUR S.A. des Tramways de Francfort s/M. Action 100 Frs., Nr. 3304 Brüssel, 29.12.1880 VF Gründeraktie, Auflage 10.000. Die Frankfurter Straßenbahn wurde ursprünglich mit belgischem Kapital finanziert. Es bestanden die Pferdebahn- Linien: Bockenheimer Warte-Zoologischer Garten; Westbahnhöfe-Hauptwache; Arnsbergerstraße- Bernheim-Friedberger Anlage; Schönhof-Bocken- heimer Warte. 1899 übernahm die städtische Straßen- und Waldbahn den Betrieb. Zur Aufbrin- gung des an die belgische Gesellschaft zu zahlen- den Kaufpreises legte die Stadt Frankfurt Ende des 19. Jh. eine spezielle Straßenbahn-Anleihe auf. Sehr dekorativ mit sechs Vignetten. Maße: 31,8 x 22 cm. Ränder uneben nach Abschnitt der Kupons. Nr. 267 Schätzpreis: 500,00 EUR Startpreis: 200,00 EUR Saccharin-Fabrik AG vorm. Fahlberg, List & Co. Aktie 1.000 Mark, Blankette Salbke-Westerhüsen a/E., 2.7.1902 EF+ Blankette der Gründeraktie (R 7). Gründung 1902 als “Saccharin-Fabrik AG vorm. Fahlberg, List & Co.” unter Übernahme der seit 1886 bestehenden Fabrik von Dr. Constantin Fahlberg, dem Ent- decker des Süßstoffs Saccharin. Fahlberg, geb. 22.12.1850 im russischen Tambow, erhielt 1868/69 seine erste wissenschaftliche Ausbildung an der Polytechnischen Schule in Moskau. Anschließend führte er in Berlin erste Zuckeruntersuchungen durch und studierte dann Chemie in Wiesbaden und Leipzig. Fahlberg promovierte 1873 in Leipzig und war danach für kurze Zeit Direktor der “Che- mische Laboratorien Unterharz”. Dieses nur weni- ge Monate kurze Gastspiel sollte sich dennoch später als ausschlaggebend bei der Standortwahl für eine Fabrik erweisen. 1874 ging Fahlberg nach New York und eröffnete dort ein Zucker-Labor, 1878 habilitierte er sich an der John Hopkins Uni- versität in Baltimore, wo er als Gast von Ira Rem- sen an dessen Chemischem Institut Zucker-Analy- sen durchführte. Auf Vorarbeiten von Remsen auf- bauend fand er bei der Oxidation von o-Toluen- sulfamid eher zufällig den künstlichen Süßstoff Saccharin, 500mal stärker als herkömmlicher Zucker. Besuche bei seinem Onkel Adolph List in Leipzig 1882 und 1884 gaben den Anstoß zur indu- striellen Nutzung der Entdeckung. 1885 begann die Versuchsproduktion in New York, am 18.11.1885 erhielt Fahlberg das Deutsche Reich- spatent für den Süßstoff Saccharin. Im April 1886 wurde die Kommanditgesellschaft Fahlberg, List & Co. in Leipzig mit Sitz in Salbke bei Magdeburg gegründet. Am 9.3.1887 nahm die Fabrik die Pro- duktion auf. Bis zur Jahrhundertwende wuchs das Geschäft beständig, dann wirkte sich die Konkur- renz der Zuckerindustrie negativ aus. Deren Lobby setzte in Deutschland 1902 sogar ein gesetzliches Süßstoffverbot durch (das wegen Versorgungsmängeln mit Zucker erst im 1. Welt- krieg wieder aufgehoben wurde). Auf das Verbot reagierte Fahlberg mit der Umwandlung in eine AG, um mit neuem Kapital die Produktionspalette erweitern zu können. Neues Haupterzeugnis wurde zunächst Schwefelsäure. Die gravierenden Probleme gingen an Fahlberg nicht spurlos vorbei: 1906 verließ er nach schwerer Erkrankung die Firma, 1910 starb er im hessischen Nassau. 1932 Umfirmierung in Fahlberg-List AG Chemische Fabriken. Kurz vor dem Rückzug der britischen Truppen und dem Einrücken der Sowjets wurde der gesamte Vorstand 1945 von der britischen Militärregierung in die britische Zone zwangseva- kuiert. Der von Kriegsschäden fast völlig ver- schont gebliebene Magdeburger Betrieb wurde am 1.7.1946 entschädigungslos in Volkseigentum überführt. Die AG verlegte 1950 ihren juristischen Sitz nach Hamburg und erwarb die “Dr. Goeze & Co. GmbH” in Wolfenbüttel (sogleich umfirmiert in Fahlberg-List GmbH), wo nach den Fahlberg-List- Patenten weiter Pflanzenschutz- und Schädlings- bekämpfungsmittel hergestellt wurden. Die Toch- ter in Wolfenbüttel, wo auch die Schering AG ein großes Werk für Pflanzenschutzmittel unterhielt, wurde 1969 verkauft. 1976 Sitzverlegung nach Düs- seldorf, wo die AG noch heute mit diversen klei- neren Beteiligungen besteht. Am Stammsitz in Magdeburg zählte das Werk als VEB Fahlberg-List, seit 1979 Teil des Kombinats Agrochemie Piester- itz, zu den wichtigsten Arzneimittelwerken der DDR und bediente auch Abnehmer in der Sowjet- union, der Tschechoslowakei und Polen. Nach der Wende 1992 privatisiert. Der Käufer, die Pharma- firma Salutas (eine Tochter der HEXAL AG in Holz- kirchen) führte eine pharmazeutische Auftrags- produktion fort und baute kurz darauf in Barleben nahe der A 2 ein riesiges neues Pharma- und Logi- stikzentrum, das seit 1995 im Vollbetrieb arbeitet. 2005 wurde Hexal vom Schweizer Sandoz-Konzern übernommen, dem weltweit zweitgrößten Generi- ka-Herstellen. Seit 2007 wird die Produktionskapa- zität auf jährlich 10 Milliarden Tabletten und Kap- seln ausgebaut. Faksimile-Unterschrift Dr. Fahl- berg (Entdecker des Saccharins). Große Abb. des Chemischen Laboratoriums in Jugendstil-Umrah- mung. Maße: 34,1 x 24,1 cm. Prägesiegel lochent- wertet. Nur 28 Stücke wurden in der Reichsbank gefunden. Ein herrliches Papier! 62 Auktionshaus Gutowski • 63. Auktion Historischer Wertpapiere am 21.11.2016 Nr. 266 Nr. 267

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