42. Auktion am 2. November 2009
Los Nr. 546
Lindcar-Auto Aktien-Gesellschaft, Berlin, 1922
Schätzpreis: 250,00 EUR
Startpreis: 150,00 EUR
Lindcar-Auto AG
Aktie 1.000 Mark, Nr. 8495
Berlin, 12.10.1922
Erhaltung VF+

Auflage 12.000 (R 9). Gründung 1920 durch den Automobilfabrikanten Lindemann unter Übernahme der Lichtenrader Metallwarenfabrik GmbH (verlängerte Viktoriastraße). Der Firmensitz war früher die Versuchsanstalt des Reichsmarine-Amtes, wo ab 1908 erste Versuche mit U-Boot-Modellen gemacht worden waren; sodann kamen als Nutzer in schneller Folge die Chemische Fabrik A. Wallwig & Co., die Farbenfabrik Asewa und die Maschinenfabrik Arthus Roßberg, ehe 1922 die Produktion der Lindcar-Autos einzog. Bis 1925 wurde unter dem Slogan “Das billigste Kleinauto” ein Kleinwagen von guter Qualität produziert. Im wesentlichen wurden zugekaufte Komponenten montiert, sowohl mit wasser- wie auch mit luftgekühlten Motoren. 1924/25 Produktionsumstellung auf Fahrräder. Notierte im Berliner Freiverkehr. 1926 übernahm die gewerkschaftsnahe Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten AG, Berlin (nach dem 2. WK: Bank für Gemeinwirtschaft) die Aktienmehrheit im Rahmen einer Sanierung, der AR wurde mehrheitlich mit Gewerkschaftsfunktionären besetzt, zugleich Umfirmierung in Lindcar-Fahrradwerk AG. Speziell diesen Fall kritisierte übrigens Ernst Thälmann als Beispiel für “Verwendung ... der gesammelten Gewerkschaftsgelder zu Zwecken gemeinsamer ökonomischer Betätigung mit dem Finanzkapital”, während zugleich die Ausgaben der Gewerkschaften für Arbeitskämpfe von ehedem 46 % auf 8,8 % der gesamten Ausgaben zurückgingen. Der Volksmund nannte die Lindcar-Fahrräder nun scherzhaft “Gewerkschafts-Fahrrad”. Zusätzlich produziert wurden ab 1930 Nähmaschinen und ab 1931 Motor-Fahrräder mit Hilfsmotor. Der Verkauf erfolgte über 28 eigene Filialen und größere Verkaufsläger in einer Reihe von Provinzstädten. 1935/36 wegen Auftragsmangel in Liquidation gegangen. Das Fabrikgrundstück wurde später von der Firma Hermann Herdegen (Metall- und Papierverarbeitung) genutzt. Der Automobilfabrikant Lindemann wanderte übrigens in der Weltwirtschaftskrise nach Brasilien aus, wo seine Nachkommen heute unter dem alten Namen “Lindcar” eine der größten Autovermietungen des Landes betreiben. Dekorativer, großformatiger Druck, hübsche Umrahmung. Mit restlichem Kuponbogen. Vier Exemplare waren seit vielen Jahren bekannt, nur zwei weitere Aktien wurden Mitte 2006 gefunden (hier das allerletzte verfügbare Stück!).
 
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