42. Auktion am 2. November 2009
Los Nr. 1014
Société Générale de Crédit Mobilier
Schätzpreis: 5.000,00 EUR
Startpreis: 3.000,00 EUR
Société Générale de Crédit Mobilier
Action 5 x 500 F, Nr. 213321-25
Paris, 20.3.1866
Erhaltung EF/VF

(R 10) Die erste Aktienbank der modernen Wirtschaftsgeschichte wurde gegründet 1852 durch die Brüder Emil und Isaac Péreire nach Ideen des revolutionären Sozialisten Henri de Saint-Simon mit wohlwollender Unterstützung des Kaisers Charles-Louis-Napoléon Bonaparte (Napoleon III.), der ebenfalls ein Anhänger von Saint-Simon war. Kaiser Napoleon III. wollte eine Revolution von oben mit einer Umgestaltung der Wirtschaftsverhältnisse und der sozialen Strukturen durchführen. Die alteingesessene Hochfinanz, allen voran die Rothschilds, war ein Hemmschuh bei der Realisierung der großen Eisenbahn- und Industrie-Projekte. Nach den Plänen Napoleons III. und der Brüder Péreire sollte der Crédit Mobilier als Finanzierungsgesellschaft für die Industrie alle Kreditoperationen zentralisieren, die bei der Durchführung von Industrieprojekten notwendig waren, angefangen bei der Ausstattung mit dem Gründungskapital, über die Emissionen von Aktien und Obligationen,bis zur Vergabe von langfristigen Krediten. Die Industrialisierung Frankreichs - und nach Vorstellung von den Brüdern Péreire, von ganz Europa - sollte dank ausreichender Finanzierung durch den Crédit Mobilier gewährleistet werden. Die Bank wurde als Aktiengesellschaft konzipiert, um eine breite Kapitalbasis für die Ausgabe von Obligationen und die Platzierung von Aktien zu ermöglichen. Gleichzeitig sollten die Arbeiter, als die einzige wahrhaft produktive Klasse, durch den Besitz von Aktien an den Produktionsmitteln beteiligt werden! Die neue Bank wurde bei den Bürgern ein voller Erfolg. Unter der Leitung von Émile und Isaac Pereire finanzierte die Bank große Eisenbahn. Ihre Aktien waren sehr begehrt, da Napoleon III. und seine Regierung als Bürgen auftraten. Bald agierten auch im benachbarten Ausland die Universalbanken nach dem Vorbild des Crédit Mobilier, zuerst 1853 in Deutschland, die von Gustav von Mevissen und Abraham Oppenheim in Darmstadt gegründete Bank für Handel und Industrie, dann 1856 die Internationale Bank in Luxemburg. 1856 erreichten die Crédit Mobilier-Aktien mit einem Kurs von 2000 Francs ihren Höchstkurs. Nach einer Fehlspekulation des Crédit Mobilier in österreichischen Staatspapieren, die nach dem verlorenen Preußisch-Österreichischen Krieg (1866) rasch an Wert einbüßten, notierten die Aktien der Bank im Jahr 1867 nur noch bei 145 Francs. Émile und Isaac Pereire waren am Ende. Der Crédit Mobilier existierte aber weiter, aufgegangen in der 1902 gegründeten Crédit Mobilier de France, 1932 fusioniert mit der Banque de l’Union Parisienne, schließlich aufgegangen in der heutigen BNP Paribas. Sehr dekorative floral verzierte Umrandung mit drei kleinen Landschaftsvignetten, oben Fortuna mit einem beflügelten Knaben neben Weltkugel. Original signiert von dem berühmten jüdischen Bankier Emil Pereire (1800-1875). Die früheste bekannte Aktie der ersten Aktienbank der modernen Wirtschaftsgeschichte, absolute Rarität, seit Jahren nur in drei Exemplaren bekannt. MUSEAL
 
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