Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Katalog-62 - Russland

62. Gutowski-Auktion - Historische Wertpapiere für Sammler, Kunstliebhaber, Historiker, Heimatforscher und Kapitalanleger

Nr. 943 Schätzpreis: 950,00 EUR Startpreis: 450,00 EUR AG Dubrowka Aktie 2.500 Rubel, Nr. 610 St. Petersburg, von 1913 EF Auflage 800, Goryanov 16.1. Das Gut Dubrowka lag 12 km südlich von Schlüsselburg im Gouverne- ment St. Petersburg. Gegründet wurde die AG am 12.6.1912. Die Besitzer von Aktien konnten nur Personen nicht jüdischer Konfession sein. Die Gesellschaft bezog ihre Dampfmaschinen aus Deutschland von der Görlitzer Maschinenbauan- stalt und Eisengießerei AG. Maße: 33,3 x 26,2 cm. Mit komplett anhängenden Kupons. Nr. 944 Schätzpreis: 2.000,00 EUR Startpreis: 1.250,00 EUR AG für mechanische Holz-Bearbeitung A. M. Luther Actie 250 Rubel, Nr. 3011 Reval, von 1898 EF Gründeraktie, Auflage 6.000. Alexander Martin Luther, Sohn eines deutschbaltischen Kaufmanns und Tallinner Bürgermeisters Christian Wilhelm Luther sen. gründete 1870 gründete ein eigenes Unternehmen. Es handelte hauptsächlich mit Bau- materialien und Holz. Dazu gehörten auch als Neuerung auf dem estnischen Markt Dachschin- deln, die Luther aus Finnland importierte. Sie wur- den zur begehrten Ware. Von 1864 bis 1875 war bekleidete A.M. Luther das Amt des Bürgermei- sters von Tallinn. Luthers Söhne Christian Wil- helm Luther und Carl Wilhelm Luther setzten das Unternehmen ihres Vaters erfolgreich fort. Sie benannten die 1880 gegründete Möbelfabrik nach ihm A.M. Luther. Carl wurde technischer Leiter des florierenden Holz- und Möbelunternehmens, das sich ab 1884 auf Furnier spezialisiert hatte, ein Novum im damaligen russischen Reich. Er kon- struierte Spezialmaschinen für die Furnierherstel- lung. Die florierende Firma expandierte in Tallinn rasch. Hinzu kamen unter anderem ein eigenes Kraftwerk, eine Trocknungsanlage für Holz, Säge- werke und umfangreiche Fabrikgebäude für die Massenherstellung von Möbeln. 1898 wurde die Firma in die Aktiengesellschaft AS A.M. Luther umgewandelt. Die Gesellschaft besaß mehrere eigene Dampfschiffe. Die Erfindung und Patentie- rung von wasserfestem Furnierleim durch einen Vetter der Brüder Luther gab der Firma weiteren Schwung. Sie stellte von nun an auch Reisekoffer, Hutschachteln, Eimer und andere Gebrauchsge- genstände her, später auch Flugzeug-, Auto- und Eisenbahnteile. Für den englischen Exportmarkt produzierte sie Kisten zum Transport von Tee. In London wurde 1897 die Exportfirma Venesta (für “Veneer + Estonia”) gegründet, die das alleinige Vertriebsrecht der Produkte im britischen Empire besaß. Gemeinsam mit seinem Bruder Christian gründete Carl Luther im April 1899 die Fabrik Volta in Tallinn, die sich auf die Herstellung von Elektromotoren und -generatoren für den russi- schen Markt konzentrierte. Er bekleidete gemein- sam mit ihm das Amt des Direktors der Aktienge- sellschaft. Beide Brüder nahmen an der Weltaus- stellung im Jahr 1900 in Paris teil. Martin Christian Luther stand für den weiteren Expansionskurs der Firma und die Erschließung von neuen Märkten im Ausland. Ab dem Tode von Christian Wilhelm Luther 1914 war sein Sohn Martin Christian Luther Miteigentümer und Direktor der Möbelfa- brik. 1915 gründete er mit der Firma Faner ein Tochterunternehmen im finnischen Lohja. In Bol- der?ja (Bolderaa) bei Riga hob er das Unterneh- men Lignum für den lettischen Markt aus der Taufe. Daneben war er an zahlreichen anderen Unternehmen beteiligt, wie beim Tabakkonzern Laferme und der estnischen Fluglinie Aeronaut. Er war Miteigentümer der 1897 in London gegründe- ten englischen Möbel- und Vertriebsfirma Venesta Ldt. und bis 1939 Aufsichtsratsmitglied der Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten “Baltischen Baumwollspinnerei und Weberei AG” (Balti Puu- villa Ketramise ja Kudumise Vabrik AS). Martin Christian Luther stand zahlreichen estnischen Wirtschaftsverbänden vor. Von 1917 bis 1938 war er Präses der 1917 gegründeten Estnischen Fabri- kantenverbandes. Von 1925 bis 1933 fungierte Luther als Vorsitzender der Abteilung Großindu- strie bei der estnischen Handels- und Industrie- kammer. Später war er Mitglied des Plenums der Handels- und Industriekammer. Daneben war Luther Aufsichtsratsmitglied der Estnischen Zen- tralbank (Eesti Pank) sowie des 1884 gegründeten privaten Bankhauses G. Scheel & Co. Luther war letzte Ältermann der Großen Gilde in Tallinn. Er war gleichzeitig Präses des Kirchenrats der St. Nikolaikirche in Tallinn und Commodore des Est- ländischen See-Yacht-Clubs. Er war auch politisch aktiv. Als Vertrauensmann der estnischen Regie- rung nahm er als Sachverständiger an internatio- nalen Konferenzen und 1926 an der Sitzung des Völkerbunds teil. Als Vertreter der deutschbalti- schen Minderheit wurde Luther bei den Parla- mentswahlen 1923 in das estnischen Parlament (Riigikogu) gewählt. Er war Vorstandsmitglied und einer der drei Abgeordneten der Deutsch-balti- schen Partei in Estland, verzichtete im selben Jahr aber auf sein Parlamentsmandat. Kurz nach Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts vom 23. August 1939, der in seinem geheimen Zusatzprotokoll Est- land der sowjetischen Interessensphäre überließ, wanderte Luther im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten im März 1940 aus dem Baltikum aus. Er lebte im Warthegau. Während der deut- schen Besetzung Estlands kehrte er von 1941 bis 1944 zeitweise in seine Heimat zurück, bevor er sich endgültig in Deutschland niederließ. Damit endete auch die über 150-Jährige unternehmeri- sche Tätigkeit der Familie Luther im Baltikum. Mit der folgenden sowjetischen Besetzung Estlands wurden die Betriebe verstaatlicht und als plan- wirtschaftliche Einheiten weitergeführt. Nach Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit versuchten die Ehefrau von Luthers Sohn, Doro- thea Luther, sowie sein Enkel Yens Marsen Luther mehrere ehemalige Firmengrundstücke wieder in ihr Eigentum zu bekommen. Sie scheiterten größ- tenteils mit ihren Klagen, erhielten aber eine Geld- summe als Abfindung. 175 Auktionshaus Gutowski • 62. Auktion Historischer Wertpapiere am 18.7.2016 Nr. 943 Nr. 944

Seitenübersicht