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Katalog-59

59. Auktion Historischer Wertpapiere für Sammler, Kunstliebhaber und Kapitalanleger

tätigen Gonzales-Familie in Tehuantepec (Mexi- co), gelangten 1875 nach Antwerpen, wo sie den kleinen Zigarrenhersteller Tinchant Frères mit anfangs nur 10 Mitarbeitern gründeten. Nach nur zwei Jahrzehnten besaßen die Brüder Tinchant drei Fabriken in Antwerpen, in St. Nicholas und im niederländischen Eindhoven mit zusammen über 2.000 Beschäftigten und Niederlassungen in den großen Ländern der alten und der neuen Welt. Mit dem Eintritt der nächsten Generation in Person des charmanten, weltgewandten Vincent Tinchant kam es 1895 zur Gründung der Firma José Tin- chant y Gonzales et Cie. Diese gliederte Ende 1899 ihr gesamtes in St. Petersburg angesiedeltes Ruß- land-Geschäft in diese eigenständige Tochterge- sellschaft aus. Ausgesprochen dekorative Litho- graphie, Umrahmung aus lauter teils gebündelten Zigarren, zwei gekrönte Wappen (u.a. mit Braban- ter Löwe), im Unterdruck eine kubanische Land- schaft. Nr. 1079 Schätzpreis: 150,00 EUR Startpreis: 40,00 EUR Orel-Griasi Eisenbahn-Gesellschaft 4 % Obligation 500 Mark = 617,50 Francs, Nr. 26710 St.-Petersburg, von 1889 VF+ Auflage 32.448, D/H SUE 1098a. Orel ist ein wichti- ger Eisenbahnknoten 200 km südlich von Moskau. Die aus der Hauptstadt kommende Bahn führte weiter nach Kursk, Charkow etc. Von Nordwesten kam die Strecke Dünaburg-Witebsk-Smolensk nach Orel und wurde durch diese Ges. 1867/68 rd. 180 km weiter nach Osten bis Griasi verlängert (später nach Südosten abknickende Weiter- führung der Strecke über Zaryzin bis Astrachan am Kaspischen Meer). Sehr großes Querformat, dreisprachig russisch/französisch/deutsch. Maße: 32,5 x 41,7 cm. Unterer Rand uneben nach Abschnitt der Kupons. Nr. 1080 Schätzpreis: 175,00 EUR Startpreis: 60,00 EUR Première Société des C.d.F. Secondaires en Russie (Erste Russische Lokalbahn) 4,5 % Obligation 937,50 Rubel = 2.500 Bfr. = 1.195 fl. = 2.020 Mark, Nr. 1827 von 1913 EF/VF Auflage 4533, D/H SU E 1014e. Gründung 1892. Die Ges. betrieb die Schmalspurbahnen Valk-Pernow, Valk-Schtokmansgor, Moisenyuli-Fellin, Fellin- Revelli, Hainasch-Smilitan, Swentsiany-Beresewitz und Schitomir-Berditchew. Anleihe für den Bau der Eisenbahn in Jitomir. Maße: 41,4 x 27,6 cm. Mit restlichen Kupons. Nr. 1081 Schätzpreis: 175,00 EUR Startpreis: 30,00 EUR Rjäsan-Koslow Eisenbahn-Gesellschaft 4 % Obligation 2.000 Mark, Nr. 47186-87 Moskau, von 1886 EF Auflage 4.864, D/H SU E 1104d. Die Strecke südöst- lich von Moskau (später die Rjäsan-Uralsk Eisen- bahn) war die neunte (1864) im Zarenreich eröff- nete Eisenbahnlinie. Anleihe im Wert von 48.645.000 Mark zum Zwecke der Rückzahlung ihrer 5 % Prior.-Obligation von 1865. Zweisprachig russisch/deutsch. Maße: 24,6 x 40,7 cm. Mit bei- liegendem Talon. Nr. 1082 Schätzpreis: 5.000,00 EUR Startpreis: 3.000,00 EUR Russische Elektrotechnische AG ASEA Aktie 100 Rubel, Nr. 6199 Petrograd, von 1917 VF. Die Errungenschaften der Elektrotechnik verdankt Russland den Ausländern, und zwar in erster Linie Deutschen und Schweden. Der Vater der elektro- technischen Wissenschaften im akademischen Russland war der in Potsdam geborene Moritz Hermann Jacobi. In der angewandten Elektrotech- nik war es Werner von Siemens, der frühzeitig erkannte, dass Russland ein Zukunftsmarkt für elektrotechnische Erzeugnisse ist, und entsandte seinen Bruder Karl Siemens nach St. Petersburg, wo dieser über 30 Jahre wirkte und Russland zuerst mit dem Telegaraphen, dann mit der elek- trischen Beleuchtung und später mit elektrischen Kraftmaschinen versorgte. Andere Firmen folgten Siemens auf dem Weg nach Russland, beispiels- weise die deutsche AEG und die schwedische Ericsson, die beide ebenfalls eigene Aktiengesell- schaften gründeten. Die schwedische ASEA (All- männa Svenska Elektriska Aktiebolaget) hatte 1893 Wechselstromgeneratoren und 3-Phasen Drehstromotoren entwickelt, die auf den Welt- märkten große Erfolge erzielten. ASEA lieferte diese Motoren für Russland lange Jahre aus der eigenen schwedischen Fertigung, geriet aber durch die Aktivitäten der Konkurrenz, die schon längst in Russland selbst produzierte, mehr und mehr ins Hintertreffen. Karl Siemens hatte näm- lich in St. Petersburg 1898 die “Russischen elek- trotechnischen Werke Siemens & Halske AG” gegründet und eine Fabrik für Dynamos und Elek- tromotoren (heute: “Elektrosila”) sowie eine Kabelfabrik (heute “Sevkabel”) aufgebaut. Genau- so hatten auch Ericsson und die AEG eigene Ferti- gungsstätten in Russland eingerichtet, was ihnen wiederum erhebliche Wettbewerbsvorteile, z.B. gegenüber ASEA, brachte. Erst Sigfrid Edström, seit 1903 Direktor und 1934- 1939 Vorstandsvorsit- zender von ASEA, wagte es 1914, ebenfalls eine eigene Aktiengesellschaft in Russland zu gründen. Diese Gesellschaft, die “Russische Elektrische Aktiengesellschaft ASEA” wurde am 10. Dezember 1914 vom Zaren allerhöchst genehmigt. Dieser Zeitpunkt war spät und zudem ungünstig für Asea, da bei der Zulassung der Gesellschaft bereits der Erste Weltkrieg ausgebrochen war. Edström ließ sich davon nicht beirren, denn zum einen war Schweden neutral, also nicht in den Krieg gegen Russland verwickelt. Zum anderen, weil die russi- sche Regierung alles tat, um kriegswichtige Pro- duktionen zu fördern, und dazu gehörte ganz besonders die elektrotechnische Industrie. In der 250 km von Moskau entfernten Stadt Jaroslawl wurde der Bau der geplanten Elektromotorenfa- brik noch im Krieg begonnen. Die Produktion der Motoren ging bereits 1916 in Betrieb. In der Folge der Oktoberrevolution wurde die Fabrik nationali- siert und die Schweden aus ihrem Werk vertrie- ben. Allerdings kam die Motorenproduktion in der Zeit des Nachkriegskommunismus nie mehr rich- tig zum Laufen. Erst mit der “NEP”, der von Lenin ausgerufenen Neuen Ökonomischen Politik, besann man sich wieder auf die Schweden. 1925 gab es zwischen der Regierung der UDSSR und ASEA Verhandlungen, um die Fabrik wieder zu beleben. Zu dieser Zeit standen sogenannte Kon- zessionsverträge mit investitionswilligen Auslän- dern auf der Prioritätsliste der Sowjetführer ganz oben. Verständlicherweise traute kaum ein Kapi- talist aus dem Westen der kommunistischen Herr- schaft in Russland über den Weg. Keiner wollte wenige Jahre, nachdem jeglicher ausländischer Besitz verstaatlicht worden war, wieder mit eige- nem neuen Geld in die UDSSR kommen, um die Kommunisten zu unterstützen. Nur Asea ließ sich überreden, kam erneut nach Russland und brach- te ihre ehemalige Elektromotorenfabrik in Jarosla- wl mit eigenen Investitionen wieder in Schwung. 1928 lief die Produktion erfolgreich an. Dieses Investment der Firma Asea war das bedeutendste Konzessionsvorhaben, das während der kurzen Periode der Neuen Ökonomischen Politik (NEP) in der UdSSR überhaupt verwirklicht wurde. 1932, in der Anfangsphase der Stalin’schen Repressionen, wurde die Neue Ökonomische Politik wieder kas- siert. Genau in dieser Zeit lief der Konzessions- vertrag mit ASEA aus und wurde von den Sowjets “liquidiert”, also nicht mehr verlängert. So mußte ASEA erneut und diesmal endgültig das Land ver- lassen. Mit Hakenkreuz als Firmenemblem. Dieses Firmenzeichen wurde kurz nach Hitlers Machter- greifung 1933 von ASEA zurückgezogen und nicht mehr verwendet. Fünf Originalsignaturen. Maße: 29 x 25,3 cm. Um unteren Bereich leicht vergilbt, rechter Rand mit kleinen Einrissen. Als 1er-Stück ein Unikat. Insgesamt nur 5 Stücke entgingen der Vernichtung, als Anfang der 1950er Jahre der Hausmeister der ASEA in Stockholm die Order erhielt, den ganzen “alten Bürokrempel” zu ent- sorgen. Von jeder Emission ein Stück (2 verschie- dene von 1915 und drei verschiedene von 1917) behielt er damals zur Erinnerung. 190 Auktionshaus Gutowski • 59. Auktion Historischer Wertpapiere am 20.7.2015 Nr. 1079 Nr. 1080 Schätzpreis = estimate Startpreis = starting price Nr. 1081 Nr. 1083 Ausschnitt)

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