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Katalog-54

Nr. 535 Schätzpreis: 200,00 EUR Startpreis: 75,00 EUR Polkwitz-Raudtener Kleinbahn- Gesellschaft Aktie Lit. A 1.000 Mark, Nr. 734 Berlin, 2.4.1900 EF Gründeraktie, Auflage 1.000. Gründung 1899, eröff- net 1900. Die 17 km lange Strecke verlief nord- westlich von Breslau. Später umbenannt in “Heer- wegen-Raudtener Kleinbahn”. Nach 1945 Übernah- me durch die polnische Staatsbahn PKP. Lochent- wertet. Maße: 24,1 x 33,2 cm. Nr. 536 Schätzpreis: 750,00 EUR Startpreis: 200,00 EUR Pommersche Landschaft Borcken Creiß 3,5 % Priv. Pfandbrief 100 Thaler, Nr. 108 Stargard, 25.6.1818 VF+ (R 10) Die Landschaften (Landschaftliche Kredit- vereine) waren Verbände von (adligen) Gutsbesit- zern, durch deren Vermittlung sich Gutsbesitzer unter solidarischer Haftung aller anderen Mitglie- der und durch Ausgabe von Pfandbriefen günsti- gen Kredit verschaffen konnten. Wegen des Drucks auf Schweinshaut wurden diese Wertpa- piere allgemein “lederner Brief” genannt. Die Güter der Mitglieder wurden taxiert. Jedes Mit- glied konnte bis 2/3 des Taxwertes die Ausgabe von Pfandbriefen veranlassen. Der Emissionsbe- trag floss dem jeweiligen Gutsbesitzer unmittelbar zu. Die Pfandbriefe lauteten auf den Inhaber, wegen der deswegen leichten Handelbarkeit waren es die ersten in Berlin börsennotierten Wertpapiere. Erst nach der Ausgabe setzte die Tätigkeit der Landschaft ein, indem sie die Ver- mittlung der Zins- und Tilgungszahlungen über- nahm. Die älteren Pfandbriefe waren speziell hypothekarisch durch das betreffende Gut sicher- gestellt und außerdem noch durch die Gesamtheit der Güter aller Mitglieder der Landschaft. Später erfolgte, wie bei den Pfandbriefen der inzwischen entstandenen Hypothekenbanken, die Bezugnah- me umlaufender Pfandbriefe auf den Deckungs- stock. Die Gründung der Landschaften gilt als Ver- dienst Friedrichs des Großen, der durch Kabinett- sorder vom 15.7.1770 die Errichtung der Land- schaft für die Provinz Schlesien genehmigte. Die bis Kriegsende in Stettin ansässige Pommersche Landschaft (Gründung 13.3.1781) ist die drittälte- ste Landschaft. Für die Ausführung allgemeiner Bankgeschäfte neben dem Realkredit gliederte sie sich später die “Landschaftliche Bank der Provinz Pommern” an. Dekorativer Druck auf Schweinshaut, Originalsig- naturen. Hypothekarisch gesichert durch das im Stargarder Departement und dessen Borcken Kreis gelegene Gut Stargord. Über 100 Jahre im Umlauf, 1928 im Grundbuch gelöscht. Das Gut Stargord liegt in Hinterpommern, einige Kilometer östlich der Stadt Resko (Regenwalde), am rechten Ufer des Flusses Rega, der hier die Grenze zu dem Nachbardorf Lagiewniki (Elvershagen) bildet. Seit dem 12. Jahrhundert gehörten Dorf und Gut Star- gordt einem Zweig der Adelsfamilie Borcke. Die Familie pflegte ihre Stargordter Linie später durch Anhängen des Ortsnamens an den Namen Borcke zu kennzeichnen. Von 1717 bis 1721 erbaute sich Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke auf seinem Besitz in Stargordt ein Schloss im Stil des norddeutschen Barock. In dem Gutsbe- zirk wurde Ackerbau, Viehzucht und Forstwirt- schaft betrieben, außerdem Fischerei auf dem Doeberitzschen See sowie auf dem Carowschen See. Nach 1764 hatte der experimentierfreudige Generalmajor Heinrich Adrian von Borcke, ein landwirtschaftlicher Autodidakt, die von dem Gutsbetrieb erwirtschafteten Erträge von 700 Talern im Jahr 1770 durch Meliorationen, Frucht- wechsel, Innovationen, Viehbestandserhöhung und andere betriebliche Maßnahmen auf 3000 Taler pro Jahr in den nächsten 14 Jahren steigern können. Er beschrieb seinen Gutsbetrieb in dem Buch Beschreibung der Stargordtschen Wirtschaft (Breslau 1778), von dem 1792 in Berlin eine Neu- auflage erschien. Um 1780 gab es in dem Gutsbe- zirk das Schloss, ein Vorwerk, neun Bauern, einen Kossäten, eine Ziegelei, eine Schmiede, eine Häck- selmühle, einen Gasthof, einen Prediger, einen Küster und insgesamt 36 Feuerstellen (Haushal- te). Die Stargordter Häckselmühle ist in der Lite- ratur detailliert beschrieben worden. Die Bauern- stellen, die Ende des 18. Jahrhundert noch neben dem Gutsbetrieb existiert hatten, hörten mit der Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse Anfang des 19. Jahrhunderts zu bestehen auf. Bis 1945 gehörte Stargordt zum Kreis Regenwalde der Provinz Pommern. Gegen Ende des 2. WK wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee erobert. Die Rote Armee brannte das Schloss mit seiner Einrichtung nieder. Anschließend wurde die Region zusam- men mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Das deutsche Dorf Stargordt erhielt nun den polnischen Namen Starogard. Es begann die Zuwanderung von Polen, die die deut- schen Einheimischen aus ihren Häusern und Gehöften drängten. Die Deutschen wurden in der darauffolgenden Zeit unter Berufung auf die soge- nannten Bierut-Dekrete aus dem Dorf vertrieben. Lochentwertet. Maße: 19,3 x 31 cm. Nr. 537 Schätzpreis: 150,00 EUR Startpreis: 60,00 EUR Porzellanfabrik Waldsassen Bareuther & Co. AG Aktie 1.000 Mark, Nr. 3852 Waldsassen, Oktober 1922 EF Auflage 2.000 (R 6). Das Unternehmen geht auf einen 1866 errichteten Porzellanbrennofen und Ziegelringofen zurück. In die 1904 gegründete AG brachten Oskar Bareuther und Ernst Ploss ihre direkt am Bahnhof in Waldsassen gelegene Fabrik ein. Damals in Leipzig, nach dem Krieg dann in München börsennotiert. 1993 Fusion mit der in Waldsassen (seit 1898) ansässigen Porzellanfabrik Gareis, Kühnl & Cie. 1994 Produktionsende. Der Aktienmantel ist Gegenstand von Spekulationen, da die Gesellschaft noch ein Grundstück von 65.000 qm besitzt. Maße: 28,9 x 22 cm. Doppel- blatt, mit Kupons. Nr. 538 Schätzpreis: 15.000,00 EUR Startpreis: 3.000,00 EUR Preussisch Bengalische Compagnie (Compagnie Royale Prussienne de Bengale) Aktie 200 Florins (Silbergulden), Nr. 419 Emden, 15.12.1759 EF (R 9) Im 17. und 18. Jh. wurden in fast allen europäischen Ländern Handelsgesellschaften gegründet, um an den enormen Profiten aus dem Handel mit der gerade entdeckten Neuen Welt teil- zuhaben. Wegen des Imports von Edelmetallen, Edelsteinen und Gewürzen war vor allem Ostindi- en bevorzugtes Ziel der Reisen. Die älteste dieser Handelsgesellschaften war die “English East India Company”, deren Konzession aus dem Jahr 1600 datiert, gefolgt von der im gleichen Jahr entstan- denen “Niederländisch-Ostindischen Compagnie” in Amsterdam. Initiatoren und Kapitalgeber waren zumeist Adlige, auch die gerade herrschenden Regenten beteiligten sich an diesen Geschäften als Aktionäre. Das fiel ihnen leicht, hatten sie doch die einflussreichste Position: eine AG-Gründung war ohne königliche oder kaiserliche Konzession gar nicht möglich. Auch in Preußen blickte man neidisch auf die enormen Gewinne, vor allem der englischen, französischen, niederländischen und spanischen Handelskompagnien. Man versuchte ebenfalls an solchen Geschäften teilzuhaben, aber längst nicht mit dem Erfolg, wie andere Länder. Der Grund für die relative Erfolglosigkeit lag im Fehlen einer schlagkräftigen Marine: Preußen war keine Seemacht, doch ohne Kriegsschiffe und Kanonen ging damals im Überseehandel nichts. Wegen der Seeräuber und der zur Gewaltanwen- dung ebenso stets bereiten Konkurrenten war ein unbewaffnetes Auftreten in diesen lukrativen Geschäften schlichter Selbstmord. Das erklärt, warum deutsche Gesellschaften erst relativ spät und in sehr geringer Zahl im Überseehandel auf- traten. Umso bedeutender ist die hier angebotene Aktie der Preussisch Bengalischen Compagnie. Gegrün- det 1753 in Emden, entstand sie etwa zeitgleich mit der 1750 von Friedrich dem Großen privile- gierten “Emden und Asiatischen Handlungskom- pagnie”, was auch die Bedeutung Emdens für den preußischen Überseehandel unterstreicht. Es gab sonst nur einen einzigen Vorläufer: die 1647 vom Großen Kurfürsten begründete Ostindische Com- pagnie. Ohne Hilfe aus den in diesem Geschäft viel sattelfesteren Seemächten ging es nicht: der Initia- tor der Preussisch Bengalischen Compagnie war mit Harris ein Engländer, und über die Hälfte des Kapitals von 1 Mio. Thalern wurde von Südnieder- ländern gezeichnet. Kurz nach ihrer Gründung erwarb die Kompanie in England ein Schiff, das jedoch Emden nie erreichte. Bereits beim Auslau- fen wurde es von den englischen Behörden beschlagnahmt und später an die englische Ostin- dische Kompanie verkauft. Preußen hatte es ver- säumt, England und die Niederlande offiziell von der Gesellschaftsgründung zu unterrichten. 1754 schickte die Kompanie das Schiff “Heinrich Prinz von Preussen” mit 750 Tonnen unter dem Kom- mando von Kapitän Matthieu Klinkaert von Emden nach Bengalen und den benachbarten Küsten. Bei dem Versuch, den Ganges zu befah- ren, strandete es jedoch am 18.8.1756. 1759 wurde die zweite Expedition beschlossen, finanziert mit Aktien. Das erworbene Schiff mit dem klangvollen Namen “König von Emden” segel- te nach Bengalen unter dem Kommando von Kapi- tain Pieter Londt. Endlich, nach über sechs Jahren am 25.1.1762 lief der Segler “König von Emden” mit den Überresten der gestrandeten Ladung der “Heinrich Prinz von Preussen” im Hafen von Emden ein. Ebenso wie die 1765 bereits wieder aufgehobene Emden und Asiatische Handelskom- panie war auch der Preussisch Bengalischen Com- pagnie nur ein kurzes Leben beschieden. Sie bestand nicht einmal 10 Jahre, und bei ihrer Liqui- dation stellten sich drei Viertel des Kapitals als verloren heraus. Einen letzten Versuch machten 1782 Emdener Kaufleute mit der Gründung einer Ostindischen Compagnie, doch auch diese ging schon 1787 wie- der unter: der Versuch Preußens, am lukrativen Überseehandelsgeschäft teilzuhaben, war auf der ganzen Linie gescheitert. Vorgedrucktes Dokument auf Büttenpapier mit aufwändigem Wasserzeichen, handschriftliche Ergänzungen. Der Aktientext ist in französisch, entsprechend der in höfischen Kreisen vorherr- schenden Mode der Zeit. Großes und sehr schö- nes Siegel. Original signiert von dem Brüsseler Bankier J. Depestre, von Henssens (Antwerpen) und C. Carpenter, einem großen Kaufmann aus Gent. Maße: 32,4 x 20,2 cm. Rarität: nur 6 dieser Aktien tauchten im Jahr 2000 auf einer Buchauktion in Antwerpen auf. Trotz des gesellschaftlichen Mißerfolges ist dieses Papier ein einmaliges, sehr frühes und extrem seltenes Dokument der deutschen Aktiengeschichte von allerhöchstem historischen Rand, zweifellos museal. Außerordentlich niedriger Startpreis! 90 Auktionshaus Gutowski • 54. Auktion Historischer Wertpapiere am 18. November 2013 Nr. 536

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